Während in Deutschland wegen der zeitweise rückläufigen Geburtenrate die Bevölkerung schrumpft, explodiert sie geradezu in anderen Teilen der Welt. Vertraut man Berechnungen von Statistikern, wird die Weltbevölkerung schon 2030 die Marke von acht Milliarden Menschen erreichen. Die verkehrspolitische Gefahr dieser Entwicklung ist, dass gerade in aufstrebenden Ländern sich die Leute den Traum eines eigenen Autos erfüllen wollen. Wenn die Verantwortlichen auf diese Entwicklung nicht rechtzeitig reagieren, drohen nicht nur verstopfte Straßen, sondern auch nicht absehbare umwelt- und gesundheitsschädigende Folgen.
Aus ein mach zwei: Großraumfahrzeuge müssen Kleinwagen Platz machen
Passend zum Motto der Expo 2010 in Schanghai „eine bessere Stadt, ein besseres Leben“ stellte der US-amerikanische Autobauer General Motors seine Vision der künftigen Mobilität in Städten vor. Der Ansatz, den General Motors mit seiner Studie Electric Networked Vehicle (kurz EN-V) zur Lösung des Verkehrsproblems verfolgt, ist dabei so einfach wie genial. Wenn immer mehr Fahrzeuge zugelassen werden und der Platz auf öffentlichen Straßen eng wird, dann müssen die Fahrzeuge eben kleiner werden. Dass diese Idee nicht nur auf Papier funktioniert, zeigt Japan. Japanische Autobauer entwickelten eigens für den japanischen Markt sogenannte Kei-Cars. Hierbei handelt es sich um schwach motorisierte Minifahrzeuge. Durch öffentliche Subventionen, wie Steuervorteile oder kostenfreie Parkplätze, verzichteten immer mehr Japaner auf große Limousinen und entscheiden sich für kleinräumige Kei-Cars. Nur so konnten japanische Metropolen wie Tokio den drohenden Verkehrsinfarkt abwenden.
Vernetztes Fahren: ein Computer als Chauffeur
Beim EN-V von General Motors handelt es sich im Grunde genommen um kein Fahrzeug, sondern vielmehr um einen Hybrid aus einem Auto und einem Roller. Der „Autoroller“ besteht aus einer eiförmigen Fahrgastkapsel, die auf zwei großen, seitlich montierten Rädern steht. Bei General Motors machte man sich nicht nur Gedanken um den knapper werdenden Platz auf den Straßen, sondern auch um nachwachsende Rohstoffe. Deshalb sorgen im EN-V Elektromotoren, die direkt an der Achse angebracht sind, für den Vortrieb. Insgesamt stehen dem EN-V 50 PS zur Verfügung. Da bei Elektromotoren die volle Kraft bereits in den unteren Drehmomentbereich zur Verfügung steht, legt der General Motors einen erstaunlich schnellen Start hin, sodass man sogar dem ein oder anderen Tuning Auto an der Ampel die Rückleuchten zeigen kann. Allerdings ist bereits bei einer maximalen Reichweite von 40 km und einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h Schluss; mehr leisten die kleinen Elektromotoren nicht. Eine weitere Besonderheit des EN-V ist seine Vernetzung. Es ist nicht nur in der Lage, sich mit Sendestationen zur Erfassung des aktuellen Verkehrsflusses zu verbinden, sondern auch mit anderen Fahrzeugen im Verkehr. Installierte Kameras und Sensoren ermöglichen ferner ein vollautonomes Fahren; der Fahrer braucht nur noch das Ziel einzugeben und muss dann allenfalls korrigierend ins Fahrgeschehen eingreifen.
Klein und intelligent: Das Auto der Zukunft
Der Trend scheint schon beschlossen zu sein: Die Autozukunft deutet auf Minimalismus. Schon heute gibt es viele Mikrofahrzeuge. Neben den bereits genannten japanischen Kei-Cars bietet auch der indische Autobauer Tata seit Längerem mit seinen Nano ein Mikrofahrzeug mit konventioneller Antriebstechnik an. Allerdings ist fraglich, ob individuelle Fahrzeuge wie beispielsweise ein Tuning Auto tatsächlich ersatzlos vom Straßenbild verschwinden werden. Immerhin sind größere, luxuriösere Fahrzeuge gerade auf den Märkten beliebt, die von keiner drohenden Bevölkerungsexplosion und damit einem Verkehrsinfarkt betroffen sind. Gerade hierzulande mit einer für die Wirtschaft immens wichtigen Autoindustrie ist davon auszugehen, dass auch der kommenden Generationen das Glück individueller Fahrzeuge erhalten bleibt.
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